Chile – eine Geschäftsplattform
Das Programm “Chile – eine Geschäftsplattform” soll potentiellen Investoren aus dem Ausland die Möglichkeit eröffnen, sich ein klares Bild von den einzigartigen Vorteilen zu machen, die Chile im Vergleich zu anderen Investitionszielen bietet. Dieses Programm umfasst die Erstellung und Vermittlung von wichtigen Informationen, die es vor dem Besuch des Landes ermöglichen, bestimmte Vergleiche anzustellen. „Chile – eine Geschäftsplattform” ist ein massgeschneidertes Programm zur Befriedigung spezifischer Bedürfnisse, das auf die Geschäftsinteressen einer Person oder einer Gruppe in einem speziellen Aktivitätsbereich eingeht.
Einführung in das Programm “ Chile – eine Geschäftsplattform” (1)
Im November 2002 trat ein Gesetz in Kraft das ausländische Investoren anregen soll, Chile als Geschäftsplattform zu nutzen um in anderen Ländern und speziell in Lateinamerika zu investieren. Dieses Gesetz ist ein effizientes Werkzeug zur Förderung des Wirtschaftswachstums und der Investitionen in Chile und im Ausland, die von chilenischen und ausländischen Personen und Gesellschaften getätigt werden sollen.
Diese Gesetzesinitiative ist Teil eines Gemeinschaftsprogrammes zwischen der chilenischen Regierung und dem Privatsektor des Landes. Zu den Aufgaben des Programmes zählt die Ratifizierung der Verträge zur Doppelbesteuerung, die Chile mit Dänemark, Neuseeland, Polen, Grossbritannien und vor kurzem mit Kroatien abgeschlossen hat. Es sind bereits Verträge zur Doppelbesteuerung zwischen Chile und Argentinien, Brasilien, Kanada, Südkorea, Ecuador, Spanien, Mexiko, Norwegen und Peru in Kraft. Gemäss dem Prinzip der Verwaltung der Wirtschaft, das auf der Gleichheit aller vor dem Gesetz beruht, sichert das neue Gesetz den Investoren Transparenz und die Gleichbehandlung ihrer Investitionen in Chile .
Mit dem Ziel, das Originalprojekt der Regierung zu verbessern, fand eine enge Zusammenarbeit zwischen der Regierung, den politischen Parteien, ausländischen Investoren und Steuerspezialisten statt. Das neue Gesetz bietet neue Initiativen zur Nutzung des Landes als Geschäftsplattform, gefährdet dabei aber keineswegs das niedrige Risikoniveau des Landes und setzt es ebensowenig der Gefahr aus, als Steuerparadies missbraucht zu werden. Ausserdem sieht das Gesetz Schutzmechanismen vor, um dem Verlust von Steuern vorzubeugen und um eine Steuerflucht zu verhindern.
Die wichtigsten Aspekte des Gesetzes können wie folgt zusammengefasst werden:
Eine Firma, die sich ausschliesslich als Geschäftsplattform zur Tätigung von Investitionen im Ausland und in Chile niederlässt, wird von der Besteuerung jener Einkünfte ihrer Aktionäre befreit, die im Ergebnis von ausserhalb Chiles getätigten Investitionen erwirtschaftet werden. Diese Plattformgesellschaften können sowohl öffentlichen als auch privaten Charakter tragen, aber im Falle einer Diskrepanz haben sich die Firmen an die für die öffentlichen Gesellschaften geltenden Regelungen zu halten. Bis zu 75% der Aktionäre der Firma können ihren Wohnsitz in Chile haben, Aktionäre mit Wohnsitz in Steuerparadiesen sind nicht zugelassen.
Die Aktionäre in den Plattformgesellschaften können Kapital in Form von Aktien, als Beteiligung an anderen Firmen oder auch in Form von ausländischer Währung einbringen.
Was die Besteuerung der Investitionen der Aktionäre in Chile betrifft, so wird die Plattformgesellschaft wie eine ausländische Firma behandelt. Wenn also die Investition in Aktiva in Chile getätigt wird, sind Steuern auf die aus diesen Investitionen abgeleiteten Einkünfte zu zahlen.
Die Gewinne der Plattformgesellschaft, die von chilenischen Aktionären erzielt wurden, werden auf die gleiche Weise besteuert – und haben den gleichen Anspruch auf einen Steuerkredit – wie eine Investition im Ausland, aus der Einkünfte nach Chile zurückfliessen.
Die Plattformgesellschaften, die in Chile investieren, müssen ihre Gewinne in der Reihenfolge versteuern, in der sie erwirtschaftet wurden, beginnend mit dem zuerst erzielten Gewinn. Demzufolge muss für die aus Investitionen im Ausland stammenden Gewinne und für jene aus Aktiva in Chile eine getrennte Rechnungführung unterhalten werden.
Was die einheimischen Darlehen betrifft, so gibt es keine Beschränkungen für eine Plattformgesellschaft, aber die Auslandsschulden dieser Firma dürfen nicht höher als der Kapitalwert sein, der von den ausländischen Aktionären eingebracht wurde. In jedem Fall muss die Gesellschaft die entsprechenden Steuern zahlen (Stempelsteuer im Fall von Darlehen in Chile oder 4% auf die gezahlten Zinsen im Fall von Auslandsschulden).
Die Plattformgesellschaft darf nicht in einem Steuerparadies investieren. Anhand einer von der OECD erarbeiteten Zusammenstellung legt der chilenische Finanzminister fest, welche Länder zu den Steuerparadiesen zu zählen sind. Diese Beschränkung gilt nicht, wenn eine Investition oder ein Aktienkauf bereits getätigt wurde und ein Land erst danach als Steuerparadies eingestuft wird.
Die Plattformgesellschaften haben kein Anrecht auf Wahrung des Bankgeheimnisses. Die chilenische Steuerbehörde (Chilenischer Internal Revenue Service – www.sii.cl ) muss jederzeit Zugang zu den erforderlichen Informationen haben, wobei die im Gesetz und in dessen Ausführungsbestimmungen festgelegten Regelungen einzuhalten sind.
Mit Ausnahme jener Plattformgesellschaften, die in Chile auf im Ausland erzielte Gewinne Steuern zahlen, sieht das Gesetz die Frage der dreifachen Besteuerung vor (Drei-Wege-Besteuerung) und verschafft den ausländischen Investoren einen zusätzlichen Anreiz, um Nutzen aus der wirtschaftlichen und institutionellen Stabilität Chiles, aus seiner Infrastruktur und aus der Qualität seiner Humanressourcen zu ziehen. Und da eine Plattformgesellschaft chilenische Aktionäre aufnehmen darf, kann sie Kapital aus den Kenntnissen dieser Aktionäre über andere lateinamerikanische Länder schöpfen und kann sich deren Fähigkeiten zu Nutze machen, günstige Geschäftsgelegenheiten in der Region aufzuspüren.
Mit Hilfe des neuen Gesetzes sollen Geschäftsverbindungen zwischen ausländischen und chilenischen Investoren gefördert werden. Mehr noch: mit der Absicht, die Anlage von ausländischem Kapital in Chile zu erleichtern, erlaubt das Gesetz Gesellschaften, die sich bereits in der Region niedergelassen haben, ihren Geschäftssitz nach Chile zu verlegen ohne die für den Verkauf und Wiederkauf der Aktiva anfallenden Transaktionskosten zahlen zu müssen.
Bei der Erarbeitung dieses neuen Gesetzes hat die chilenische Regierung besondere Aufmerksamkeit darauf gelegt, den Missbrauch Chiles als Steuerparadies zu verhindern. Aus diesem Grund ist es den Plattformgesellschaften nicht gestattet, Investitionen in als Steuerparadies klassifizierten Ländern zu tätigen oder sich an solchen zu beteiligen. Und um die notwendige Transparenz und eine sachgemässe Nutzung des neuen Gesetzes zu sichern, müssen die Plattformgesellschaften auf die Wahrung des Bankgeheimnisses verzichten; die chilenische Steuerbehörde (Internal Revenue Service) ist demgemäss berechtigt, den zuständigen staatlichen Institutionen in den Ländern Informationen zukommen zu lassen, in denen die Plattformgesellschaften ihren Stammsitz haben.
Das neue Gesetz fördert die Tätigung von Investitionen in Chile und ermöglicht Residenten die Beteiligung an Plattformgesellschaften; gleichzeitig wird das Land vor dem Verlust von Steuern geschützt, die von Chilenen und auf in Chile erzielte Gewinne zu zahlen sind.
Schliesslich kann davon ausgegangen werden, dass eine Plattformgesellschaft in steuerlicher Hinsicht im Ausland registriert ist und demzufolge die Steuereinnahmen geschützt sind, ohne jedoch die Flexibilität zu beschneiden, über die eine Plattformgesellschaft verfügen muss um die Aktiva und das Potential der lokalen Investoren vollständig ausnutzen zu können.
Die chilenische Regierung hat sich ausserdem darum bemüht, eine Zunahme der Auslandsdarlehen zu verhindern, denn in grösserem Umfang können diese einem der wertvollsten Aktivposten Chiles auf wirtschaftlichem Gebiet schaden: seinem niedrigen Länderrisiko.
Die ausgezeichnete makroökonomische Verwaltung Chiles, die sich in einem niedrigen Länderrisiko widerspiegelt, macht das Land zunehmend international hervorhebenswert, und die chilenische Regierung ist entschlossen zu verhindern, dass dieses Schlüsselwerkzeug für die ausländische Investition in Gefahr gebracht wird.
(1) Jene: offizielle Informationen des chilenischen Komitees für ausländische Investitionen